Wer finanziert die Moscheen in der Schweiz?


    Kolumne Von Erich J. Hess, Nationalrat und Unternehmer, Bern, erichhess.ch


     

    (Bild: zVg)

    Radikale und militante Islamisten finanzieren muslimische Zentren. Erstmals räumt die kuwaitische Botschaft in Bern öffentliche Zahlungen ein.

    Gemäss Recherchen von «Sonntagsblick» unterstützt der Golfstaat über eine Stiftung in Kanton Waadt islamische Gotteshäuser bei uns. Im Zentrum der Geldströme steht eine religiöse Stiftung mit Sitz in Prilly VD. Ihr Name: Wakef. Ihr Zweck: Bau, Erwerb und Sanierung muslimischer Gotteshäuser in der Schweiz. Arabischsprachige Unterlagen von Wakef beschreiben mehrere Projekte der Stiftung im Detail. Es handelt sich um grössere Ausbaumassnahmen von Moscheen in Biel BE, Le Locle NE und Freiburg. So sind beispielsweise teure Renovationsarbeiten an der Al-Badr-Moschee in Le Locle aufgeführt. Als Geldgeberin fungiert die kuwaitische Awqaf-Stiftung, an deren Spitze der Minister für religiöse Angelegenheiten in Kuwait steht. Awqaf bezahlt Moscheen in vielen Ländern. Die Aufsicht über die Finanzierung der Moschee in Le Locle führt gemäss Unterlagen das kuwaitische Zakat House, das «Haus der Almosen».

    Neben der Moschee in Le Locle profitieren vermutlich auch solche in Biel und Freiburg von Geldern aus Kuwait. Von SonntagsBlick auf die Unterstützung angesprochen, erklärt ein Sprecher der kuwaitischen Botschaft in Bern: «Die Botschaft bestätigt, dass die Moscheeprojekte von staatsnahen Organisationen Kuwaits finanziert werden.» Der Staat Kuwait und die ihm angeschlossenen Organisationen seien aktiv an der Finanzierung «humanitärer Projekte» weltweit beteiligt. Unklar bleibt dabei, wie viel Geld aus Kuwait an Schweizer Moscheen fliesst. Die Wakef-Verantwortlichen wollten dazu nicht Stellung nehmen. Auf ihrer Website sammelt die Stiftung noch immer Spenden für die Projekte. Dies, obwohl einzelne wohl bereits abgeschlossen sind. Zum Beispiel der Umbau der Salah-Eddine-Moschee in Biel, für den Wakef online um 500’000 Franken bittet.

    Millionenprojekte militanter Islamisten
    Noch deutlich teurer ist das Moschee-Projekt in Freiburg, eine grosse Moschee und eine Koranschule für Kinder. Es soll vier Millionen kosten. Ziel ist laut Projektbeschrieb unter anderem, Nichtmuslime von einem Übertritt zum islamischen Glaubensbekenntnis zu überzeugen. Der Ausbau der Al-Badr-Moschee in Le Locle ist auf 1,5 Millionen veranschlagt. Aus den Unterlagen geht nicht hervor, ob das Projekt bereits abgeschlossen ist. Nach Auskunft der Stadt datiert der letzte Bauantrag aus dem Jahr 2019. Ob die islamische Wakef-Stiftung weitere Arbeiten plant, ist nicht klar. Eine Spendensammlung für den Ausbau ist nach wie vor online. Die Gelder aus Kuwait dürfte der Präsident der Waadtländer Wakef-Stiftung persönlich aufgetrieben haben: Mohamed Karmous, ein umtriebiger Frankotunesier aus Neuenburg, der den radikalen Muslimbrüdern nahesteht. Der französische Geheimdienst stufte ihn 2007 als «militanten Islamisten» ein. Karmous leitet zusammen mit seiner Ehefrau Nadia mehrere Vereine und Stiftungen in der Romandie und im Tessin. Bereits 2019 deckte das Buch «Qatar Papers» auf, wie die beiden dabei von Katar unterstützt werden. Basierend auf vertrauliche Dokumente belegten zwei französischen Journalisten, wie Katar das Islam-Museum in La Chaux-de-Fonds NE mit 1,4 Millionen Franken mitfinanzierte. Nadia Karmous ist mittlerweile Direktorin des Museums.

    Seine Finger hat Katar auch bei der Bieler Salah-Eddine-Moschee im Spiel. Das Gebäude wurde mit Unterstützung der Scheichs gekauft. In einem Brief an eine staatsnahe katarische Stiftung bedankt sich Mohamed Karmous im Namen von Wakef für die finanzielle Hilfe. Im gleichen Schreiben bittet Karmous die Katarer um weitere Gelder. Das gekaufte Gebäude müsse total renoviert werden. Die Kosten dafür hat nun wiederum offenbar Kuwait übernommen.

    Geldflüsse aus der arabischen Welt
    Die grosszügige Finanzierung von Moscheen durch ausländische Akteure hat offenbar System. Weil die islamischen Vereine in der Schweiz das Geld für solche Bauten oftmals nicht selbst zusammenbringen, springen andere ein. Neben Katar – und nun Kuwait – gibt es schon länger Belege auch für Geldflüsse aus Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und der Türkei. So finanzierte das saudische Königshaus die Genfer Moschee Petit-Saconnex mit Millionen. Auch die Türkei bezahlte Dutzende Imame in Moscheen in der ganzen Schweiz. Jedoch bleibt das wahre Ausmass der Fremdfinanzierung trotz einzelnen bekannten Beispielen wohl mehrheitlich im Dunkeln. Viele Moscheevereine sträuben sich gegen Transparenz. Es wird deshalb höchste Zeit, die Geldflüsse der ausländischen Geldgeber der Mosche-Projekte schonungslos aufzudecken und den radikalen und militanten Islamisten unmissverständlich das Handwerk zu legen.

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